Angesichts der aktuellen klimatischen Entwicklungen ist eine nachhaltige Wasserwirtschaft auch in Regionen, die derzeit noch nicht akut unter Wassermangel leiden, essenziell. Schon jetzt vorausschauend digitale Lösungen im kommunalen Wassermanagement zu nutzen, kann daher ein entscheidender Schritt im Umgang mit den klimatischen Veränderungen. 

Hightech aus Bayern steht hierfür bereit. Praktikable, nutzerfreundliche Lösungen sind oft nur noch nicht flächendeckend  bekannt bei Betreibern und Verwaltung, ebenso den Anbietern die konkreten Bedarfe vor Ort für das Feintuning der Anwendungen. Alle Akteure an einen Tisch zu bringen, dass haben sich das bayerische Umweltcluster und das Cluster Sensorik im Projekt NUTSEN vorgenommen. Gemeinsam haben die beiden Cluster in den vergangenen Monaten u.a. schon einsatzfähige Technologien von bayerischen Anbietern Bayern identifiziert, auf Konferenzen und Fachtagungen erste Kontakte angebahnt. Das Technologieforum „Digitale Lösungen im Wassermanagement“ Ende Juli in Nürnberg hat nun die Möglichkeit für den dringend erforderlichen Austausch der Akteure geboten.

Cross-Clustering als solide Basis für die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und Branchen

Angesichts der jetzt schon spürbaren Folgen der Klimakrise hat das Bundeskabinett im Frühjahr 2023 mit der Verabschiedung der Nationalen Wasserstrategie ein Zeichen gesetzt: Wasserwirtschaft soll effizient, resilient und nachhaltig gestaltet werden. Hohes Potenzial birgt die Kombination von Sensorik und aktuellen Umwelttechnologien in diesem Kontext. Das Umweltcluster Bayern und das Cluster Sensorik haben als moderierende Akteure den entscheidenden Vorteil, dass sie ihre jeweiligen Expertisen und Netzwerke in das Fachforum einbringen können, so Alfred Mayr, Geschäftsführer des Umweltcluster Bayern. „Wir Cluster bieten eine solide Basis und ermöglichen einen speziell auf die Bedürfnisse der Wasserwirtschaft zugeschnittenen Austausch. Nachhaltig lassen sich so Umwelttechnologie und Sensorik zu konkreten Lösungsansätze kombinieren – und auch sofort in der Praxis anwenden.“ Die Förderung des Projekts NUTSEN durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie unterstreicht die Relevanz dieser Kooperation.

Bayerische Anbieter liefern bereits nutzerfreundliche Hightech-Lösungen, um Leckagen auf einfachem, schnellem Weg zu lokalisieren oder Wasserparameter zu messen, Anlagen zu überwachen oder zu steuern. Diese Lösungen und wie nutzerfreundlich Hightech-Anwendungen mittlerweile gestaltet sind, ist in der Breite bei Wasserversorgern oft noch nicht ausreichend bekannt. „Sensorik-Anbieter aus Bayern sind für diese Herausforderungen bestens gewappnet“, berichtet Matthias Streller. Als Beispiele nennt er IIoT-Systeme für Messaufgaben – vom Pegelstand bis hin zur Überwachung von Pumpen – sowie Lösungen zum Wasserqualitätsmonitoring „Made in Bavaria“.

Patrick Franke, Geschäftsführer der NXTGN GmbH, entwickelt mit seinem Team digitale Lösungen, auch für das Wassermanagement. Gemeinsam mit Edmund Berg (edberg kommunal GmbH) zeigte er beim Technologieforum u.a. essenzielle Komponenten sowie Auswahlkriterien für die Entwicklung eines autarken Pegelmesssystems auf. „Es braucht den Mut der lokalen Verwaltung digitale Lösungen im Wassermanagement einzusetzen,“ so Berg. Tenor des gemeinsamen Vortrags: Das Billigste ist nicht zwingend das Beste. Beim Hochwasserschutz gehe es schließlich auch um Menschenleben, daher dürfe hier nicht gespart werden. Auch die Qualifizierung von Beschäftigten und gut organisiertes Wissensmanagement steht aktuell auf der To-do-Liste vieler Kommunen. „Aus Sicht eines Wasser- und Abwasserbetriebs führt an eine Digitalisierungsoffensive kein Weg vorbei,“ so Berg weiter. „Nicht nur um unseren Stakeholdern in der Kommune Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu bieten, sondern auch zukünftig ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.“

Pragmatismus für sofort sichtbare Erfolge: Die „Sowieso-Strategie“

„Erfahrung ist nicht alles, was man sieht, es muss ausgesprochen werden,“ so Prof. Günter Müller-Czygan von der Hochschule Hof. Er erläuterte, wie sich Erfahrungswissen digital machen lässt. „Die Dokumentation des Wissens, insbesondere des Sonderwissens z.B. von älteren Mitarbeitenden, die in Rente gehen, sei schwierig und aufwendig, werde aber zunehmend notwendiger. Er selbst war u.a. mehr als 20 Jahre als selbstständiger Ingenieur für Siedlungswasserwirtschaft und Förderberater für Unternehmen der Wasser- und Versorgungswirtschaft tätig. Der Mitarbeitende sei sogar manchmal der bessere Sensor, so seine Meinung.  Pragmatisch zu denken, empfahl er den Kommunen mit der „Sowieso-Strategie“: Sie sollten bei ohnehin erforderlichen Projektvorhaben wie Kanalsanierung einfach auch gleich kleine Digitalisierungsmaßnahmen vornehmen. Das könne einen Einstieg mit wenig Aufwand, schnellem Mehrwert und sogar Anstoß für weitere Digitalisierungsaktivitäten der Kommunen sein. „Bei einer Kommune werden wir mittlerweile zu Planungsgesprächen hinzugezogen,“ berichtet er als Erfolg. Regenabflüsse im Kanalnetz auf Basis der zuvor Installierten Messsysteme besser zu regeln und Rückhaltepotentiale zu nutzen sei das Ziel der gemeinsamen Gespräche.

Auch im Wissensmanagement wollen die beiden Cluster Unterstützung leisten. Eine Bestandsaufnahme konkreter Anforderungen, aber auch aktuellen Hürden aus Sicht der jeweiligen Akteursgruppe war dann Gegenstand des Workshop-Nachmittag. Aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden - Anbieter von Umwelttechnologien, kommunalen Vertretern und wissenschaftlichen Experten – erstellen die Cluster nun eine kompakte Handreichung, gibt Matthias Streller, Geschäftsführer des Cluster Sensorik als Ausblick. Die wichtigsten Schritte und Bausteine bei der Einführung nachhaltiger digitaler Lösungen sollen so für alle Interessierten leicht verständlich, nutzerfreundlich und motivierend dargelegt sein.

Das Projekt NUTSEN

NUTSEN steht für „Nachhaltige Umwelttechnologien durch Sensorik“. Seit Beginn des Jahres hat das Projektteam den Bedarf an neuen Technologielösungen in Bayern erhoben, war mit Kommunen sowie mit Anbietern innovativer Lösungen im Austausch. Das Projekt NUTSEN wird im Rahmen der Förderinitiative „Cross-Cluster Bayern 2023“ durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Zeitraum vom 01.01.2023–31.12.2023 gefördert.

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