Jährlich entstehen in Bayern mehr als 1 Million Tonnen entwässerter Klärschlamm. Die derzeitige Praxis der Klärschlammbehandlung und -entsorgung wird sich in den kommenden Jahren grundlegend ändern. Zum einen reduziert sich durch den Kohleausstieg die Möglichkeit einer Mitverbrennung in Kraftwerken und zum anderen, kommt es zu einem vollständigen Ausstieg aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung. Von mehreren Seiten wird schon vor einem Notstand bei der Entsorgung von Klärschlamm gewarnt.

Darüber hinaus rückt nach der letzten Novelle der Klärschlammverordnung die ab 2029 verpflichtende Phosphorrückgewinnung in den Fokus. Bereits ab 2023 müssen die Kläranlagenbetreiber darlegen, mit welcher Technologie sie der Rückgewinnungspflicht nachkommen wollen. Da Phosphor ein essentieller, nicht erneuerbarer Rohstoff ist, soll Klärschlamm als sekundäre Phosphat-Rohstoffquelle erschlossen werden.

Gemeinsam mit den beiden Partnern IHK Nürnberg für Mittelfranken und IHK für Oberfranken Bayreuth organisierten wir am 04. und am 06.11.2020 ein Online-Fachforum zum Thema Klärschlammbehandlung und Phosphorrückgewinnung für insgesamt rund 170 Teilnemende. Diese erhielten im ersten Teil einen Überblick zur aktuellen Situation sowie im zweiten Teil einen Einblick in die künftigen Entwicklungen und Möglichkeiten der Klärschlammbehandlung und -entsorgung.

Am 04.11. gab Tabea Knickel (Geschäftsführerin Deutsche Phosphor-Plattform (DPP) e.V. zum Einstieg einen Überblick zum Thema Phosphor. Anschließend stellte Sophia Badenberg (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz) das Thema "Zwei Jahre neue Klärschlammverordnung - AbfKlärV" vor. Zum Abschluss des ersten Webinars informierte Simone Wollenberg (Bayerisches Landesamt für Umwelt) die rund 85 TeilnehmerInnen über Planungshilfen für Kommunem im Bereich Klärschlammentsorgung in Bayern. Das Webinar endete mit einer Fragerunde, in welcher die drei Referentinnen die Fragen der Teilnehmenden beantworteten. Moderiert wurde der erste Termin der zweiteiligen Reihe von Dr. Robert Schmidt (Leiter Innovation und Umwelt, IHK Nürnberg für Mittelfranken).

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links: ReferentInnen 04.11., rechts: Referenten 06.11. (Screenshots: Umweltcluster Bayern)

Den zweiten Teil, am 06.11., moderierte Frank Lechner (Leiter Referat Umwelt/Energie, IHK für Oberfranken Bayreuth). Zu Beginn stellte Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Schaum (Professor für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik, Universität der Bundeswehr München) aktuelle Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm und Klärschlammasche vor. Im Anschluss gab Otto Schwarzmann (Projektleiter, Stadtentwässerung und Umweltanalytik (SUN), Stadt Nürnberg) einen Einblick in Projektstand und Planungen der thermischen Klärschlammverwertung in Nürnberg. Abschließend informierte Thomas Knoll (Verbandsdirektor, Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS)) die rund 80 Teilnehmenden über kommunale Zusammenschlüsse zur Klärschlammentsorgung am Beispiel des Zweckverbandes Thermische Klärschlammverwertung Schwandorf (ZTKS). Auch das zweite Webinar endete mit einer Fragerunde.

Es ist geplant das Thema Klärschlammbehandlung und Phosphorrückgewinnung auch in den kommenden Jahren weiter zu verfolgen und Veranstaltungen hierzu anzubieten.