Alfred Mayr, Geschäftsführer des Umweltcluster Bayern, verfügt über 20 Jahre Berufserfahrung in der Positionierung von Organisationen, in der Gewinnung und Betreuung von Netzwerkpartnern sowie in der Konzeption und Umsetzung von Projekten. Im Interview spricht er über die Relevanz von Vernetzung, über umwelttechnologische Projekte des Umweltclusters und über die Zukunft nach der Krise.
Herr Mayr, wie beurteilen Sie die Zukunft der bayerischen Umweltwirtschaft nach der Krise?
Die Umwelttechnologie ist eine der großen Wachstumsbranchen des 21. Jahrhunderts. Der Green New Deal bietet als europaweites Konjunkturprogramm große Chancen für die bayerische Umweltwirtschaft. Insofern sind prägnante umweltpolitische Herausforderungen wie der Klimawandel meines Erachtens nur temporär in den Hintergrund gerückt. Für die Zukunft nach der Krise erwarte ich nach der Anlaufphase ein starkes Wachstum unserer Branche.
Welche Aufgaben sehen Sie für den Umweltcluster?
Unsere grundlegende Aufgabe liegt darin, zeitgemäßes technologisches Fachwissen einzusetzen. Darunter verstehe ich insbesondere Know-how zur Lösung der vielfältigen umweltspezifischen Herausforderungen. Unsere Hauptaufgaben lassen sich in drei Bereiche einteilen: Erstens agieren wir als Forum und stellen intern und extern eine intelligente Vernetzung sicher. Zweitens bieten wir unseren Mitgliedern durch den Zugang zu Förderprogrammen und Projekten eine starke Innovationsplattform. Unsere dritte Hauptaufgabe ist die Funktion als Startrampe ins Ausland, indem wir unsere Mitglieder bei der Erschließung interessanter Auslandsmärkte unterstützen.
Mit Ihren Projekten bündeln Sie also Ihre Aufgaben und schnüren daraus Gesamtpakete zur Stärkung Ihrer Mitglieder und der Umweltwirtschaft? Könnte man Ihre Tätigkeit so zusammenfassen?
Ich fasse es noch weiter zusammen: Im Mittelpunkt stehen immer unsere Mitglieder. Wir schaffen für sie ein möglichst ausgewogenes Angebot von Vernetzung, Innovationsthemen und internationalen Aktivitäten.
Mit welchen Maßnahmen fördern Sie zur Zeit die bayerische Umweltwirtschaft?
Unsere drei oben genannten Hauptaufgaben beschreiben das vielseitige Spektrum im Umweltcluster in bester Art und Weise. Wir arbeiten zielgerichtet an Innovationsprojekten auf Landes-, Bundes-und EU-Ebene. Aktuell unter anderem zu den Themen „Recyclingfähigkeit biobasierter Verpackungen sowie Vermeidung und Substitution von Verpackungen aus Kunststoff“. Wir eruieren neue Ansätze und Projektideen. Und wir halten unsere internationalen Netzwerke aktiv. Mit diesen Maßnahmen bereiten wir uns strukturiert auf die Zeit nach Corona vor. Auch wenn das Vernetzen über physische Formate zur Zeit schwierig bis unmöglich ist, bieten wir unseren Mitgliedern und Partnern mit virtuellen Angeboten die Gelegenheit, sich untereinander und mit uns auszutauschen.
Sind diese Projekte Ihre Antwort auf die oben genannten Zukunftsfragen?
Ja, auf jeden Fall. Die zahlreichen Herausforderungen im Umweltbereich lassen sich nur mit zukunftsorientierten Lösungen bewältigen. Wir bieten diese Lösungen, denn unsere Projekte beinhalten innovative und vielseitige Methoden. Damit fördern wir die Marktchancen und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen im Cluster.
Welche Themen-Schwerpunkte verfolgen diese Projekte?
Um nur beispielhaft einige Schwerpunkte zu nennen: Wir verfolgen zirkuläres Wirtschaften und die Erhöhung der Ressourceneffizienz. Wir fokussieren die Reduzierung von Plastikmüll durch intelligentes Produktdesign und den Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Auch stehen funktionierende Sammlungs- und Entsorgungsstrukturen im Mittelpunkt. Wir nutzen zusätzlich Chancen der Digitalisierung im Bereich von Kreislaufwirtschaft und 3D-Druck. Auch Bioökonomie ist ein wichtiger Schwerpunkt.
Richten sich Ihre Projekte ausschließlich an bayerische Unternehmen? Oder werden Sie auch europaweit agieren?
Unser Aktionsradius reicht noch weiter. Umweltschutz und Umwelttechnologie sind globale Themen. Aus diesem Grund agieren wir seit jeher international. Einige unserer Projekte sind international ausgerichtet und viele unserer kompetenten Mitglieder sind weltweit erfolgreich unterwegs. Auch genießt die Umweltwirtschaft aus Bayern einen hervorragenden internationalen Ruf. Wir betrachten es daher als unsere Aufgabe im Cluster, intelligente Vernetzungen aufzubauen - auch mit europäischen und außereuropäischen Partnern. Auf dieser Grundlage entwickeln wir gemeinsam effizient und effektiv Lösungen für die Kunden des Umweltclusters.
Welche Projekte und Aktivitäten haben Sie noch für 2020 geplant?
Alle reden im Moment nur von der großen, weltumfassenden Pandemie. Im Umweltcluster denken wir schon jetzt an die Zeit danach und bereiten uns auf neue Aktivitäten vor. In Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen der Regierung planen wir zum Beispiel für das zweite Halbjahr unterschiedliche Veranstaltungen zu gegenwärtigen Fragestellungen. „Klärschlammbehandlung und Phosphorrückgewinnung“ sowie „Innovationsmanagement“ sind nur zwei Beispiele für Zukunftsthemen, die wir im Umweltcluster aufgreifen werden.
Können Sie kurz beschreiben, auf welche Weise Sie das Thema „Innovationsmanagement“ Ihren Mitgliedern und Interessenten zugänglich machen?
Ganz einfach: ohne Innovation kein Fortschritt. Gerade in unserem Netzwerk ist das ein wichtiger Erfolgsfaktor. Deshalb unterstützen wir zum Beispiel unsere Mitglieder beim Einsatz von Innovationsmethoden durch die Teilnahme an Förderprogrammen. So stärken wir den bereits hierfür gut verankerten Mindset im Cluster durch die gezielte Verbesserung von klar definiertem Skillset und in der Praxis anwendbaren Tools.
Wenn Sie selbst ein Projekt entwickeln könnten, welches wäre das? Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen?
Mein persönlicher Wunsch ist, dass die Weltgemeinschaft diese Pandemie zum Anlass nimmt, sich der Notwendigkeit systemischer Anpassungen in Gesellschaft und Wirtschaft bewusst zu werden und entsprechend zu reagieren. So wird uns zum Beispiel der Klimawandel vor deutlich größere Herausforderungen stellen. Wir im Umweltcluster Bayern wollen mit unserem Know-how und Know-who einen wichtigen Beitrag leisten, um diese wichtigen Zukunftsfragen zu beantworten.
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