Die ersten bayerischen KMU machen sich mit dem Umweltcluster auf den Weg Richtung Circular Economy
Im Rahmen des EU Interreg Projekts CIRCULAR4.0 organisiert der Umweltcluster Bayern Veranstaltungen für die Vermittlung von Wissen zur Circular Economy und der Rolle der Digitalisierung. Wichtigste Zielgruppe hierbei sind kleine und mittelständische Unternehmen, die zirkuläre Geschäftsmodelle umsetzen können und damit einen wesentlichen Beitrag zur eigenen unternehmerischen Nachhaltigkeit aber auch zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks der Industrie beitragen können. Ein im Projekt entwickeltes Lernkonzept mit dazugehörigen Instrumenten zur Einschätzung der unternehmenseigenen linearen Risiken und zirkulären Chancen sowie dem Digitalisierungspotenzial wird an bayerischen KMU pilotiert.
Screenshot: Umweltcluster Bayern
Am 9. Dezember kamen die ersten interessierten Unternehmensvertreter:innen für den Kick-off des Piloten im virtuellen Raum zusammen.
Andreas Jenne, Circular Consultant & Sustainability Manager eines großen Kunststoffherstellers appelierte mit seinem Impuls „Die Zeit ist jetzt – Chancen und Herausforderungen zirkulären Denkens für Unternehmen“ an die Teilnehmenden. Er stellt klar heraus, dass er die Circular Economy nicht für einen Trend, sondern für einen Imperativ hält. Er erklärt, dass die Transformation von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft einen neuen Ansatz in der Produktentwicklung benötigt. Diese muss vom Ende her gedacht werden. Wichtigster Faktor sind dabei sogenannte Circular Design Kriterien. Regulierungsinstrumente wie die EU-Taxonomie wird zu einer Neubewertung bestehender Produkte führen. Wichtige Aspekte sind dabei klimaneutrale Energieversorgung, kreislauffähige Produkte, sowie geschlossene Produktionskreisläufe in einem kooperativen, partnerschaftlichen Rahmen.
Dr. Sonja Eser, Biologin und Circular Design Consultant (SinnenWandel) zeigt anschließend ganz konkret auf welche relevanten Hebel es für KMU gibt um Zirkularität im eigenen Unternehmen umzusetzen. Unternehmen haben dabei drei konkrete Ansatzpunkte entlang des sog. Value Hills. In dem sie bereits bei der Wertgenerierung, also der Produktion und dem Produktdesign auf Kreislauffähigkeit und Ressourcenschonung achten. In dem sie die Phase des Werterhalts, also der Produktnutzung, verlängern. Das ist z.B. möglich, wenn man Produkte als Dienstleistung anbietet anstatt diese zu verkaufen. Ein Beispiel hierfür ist die Lichtmiete von Philips. Letzter Ansatzpunkt ist die Wertrückgewinnung am Ende des Lebenszyklus eines Produkts z.B. durch Wiederaufbereitung oder Recycling.
Screenshot: Umweltcluster Bayern
Abschließend zeigte Lydia Bühler vom Mittelstand 4.0 - Kompetenzzentrum Augsburg auf warum die Digitalisierung nun in diesem Kontext so essenziell ist. Eine Smarte Circular Economy wird eben durch Digitale Technologien und neue Servicekonzepte erst ermöglicht, denn die Etablierung einer Circular Economy ist insbesondere ein Informationsproblem. IoT ermöglicht beispielsweise erst die Umsetzung sogenannter Product-as-a-Service Geschäftsmodelle wie die Lichtmiete. Nur mit dieser Technologie ist die Dienstleister:in informiert über die Nutzung und den Verbleib ihres Produkts.
Screenshot: Umweltcluster Bayern
Bei der anschließende Diskussion über Treiber der Circular Economy und Relevanz für das eigene Unternehmen identifizierten die Teilnehmer:innen bereits erste Ansatzpunkte um ins Handeln zu kommen. Im Nachgang des Kick-offs erhalten die teilnehmenden Unternehmen individuelle Unterstützung bei der Identifikation ihrer linearen Risiken und zirkulären Chancen sowie ihrer digitalen Reife. Es werden konkrete Zukunftspotenziale ausgearbeitet und Handlungsempfehlungen für einen ggf. ersten Schritt in Richtung zirkuläre Transformation gegeben. Dazu gehört auch die Vernetzung mit relevanten Akteuren für den Aufbau von Kooperationen entlang des Wertschöpfungsnetzwerks sowie der Zugang zu Fördermitteln. Langfristig sollen teilnehmende Unternehmen in einem regelmäßigen Austausch voneinander lernen können.
Teilnahme weiterhin möglich
Sie sind ein KMU aus Bayern (idealerweise aus dem produzierenden Gewerbe) und wollen auch noch am Piloten teilnehmen und Ihr Unternehmen auf lineare Risiken und zirkuläre Chancen überprüfen? Dann nutzen Sie das kostenlose Angebot des Umweltcluster Bayern und bewerben Sie sich hier. Sie haben weitere Fragen? Dann wenden Sie sich direkt an Dr. Eva Schichl.
Über das Projekt CIRCULAR4.0
Das Hauptziel des Projekts CIRCULAR4.0 ist die Stärkung der Digitalisierungsprozesse von KMU, um Innovationsprozesse zu fördern und den Übergang zur Kreislaufwirtschaft im Alpenraum zu beschleunigen. Neue Technologien ermöglichen die Entwicklung und die Einführung neuer CE-Geschäftsmodelle (Circular Economy), die häufig mit Sharing und Leasing in Verbindung stehen, aber auch Themen wie Wiederverwendung und Wiederaufarbeitung fokussieren. Das Projekt verspricht Unternehmen aus der Region Information und Unterstützung in Anbetracht verschiedener Konzepte der Kreislaufwirtschaft (zirkuläres Produktdesign, optimierte Produktnutzung und Rückgewinnung von Wertstoffen am Ende der Produktlebensdauer).
Mehr Information zum Projekt finden Sie hier.